Aus der Presse: Top-Besuch, aber kein Top-Volleyball

19 November 2023

„Ich bin froh, dass es vorbei ist.“ In dieser Aussage von Trainer Michael Jürgens drückt sich die ganze Unzufriedenheit aus nach einer Partie, in der die SFG-Damen gegen Schlusslicht TV Menden in eigener Halle mit 3:1 (25:16,19:25,25:19,25:18) die Oberhand behielten. Gut besucht war die SFG-Halle, endlich einmal. Es waren so etwa knapp zweihundert Fans, die von „ihrem“ Spitzenreiter auch Spitzenvolleyball sehen wollten, der ihnen aber nur phasenweise geboten wurde.

Nach dem ersten Satz (25:16) schien alles in geordneten Bahnen zu verlaufen. 19:11 führten die Gastgeberinnen, als Michael Jürgens das Projekt „Jugend forscht“ fortsetzte. War mit Mia Basch, die auf Außen zur ersten Sechs zählt, schon eine junge Spielerin auf dem Feld, so folgten mit Mira Naber, Anna Lena Beul und Victoria Popov drei weitere Mädels aus der Talentschmiede von SFG. Was sollte da schon schiefgehen? Mit 25:16 wurde der Sack auch zugemacht.

Doch statt eines vorzeitigen Endes zeigten die Gäste plötzlich Kämpferqualitäten, allen voran deren Libera Sepideh Mahrokh, die die unmöglichsten Bälle vom Boden kratzte. Allerdings stand auch ihr Pendant auf der anderen Seite, die SFG-Libera Claudia Müller, in nichts nach. „Wie erwartet, folgte nach gutem ersten Satz mal wieder ein Einbruch“, gab der SFG-Coach später zu Protokoll – und das lag weniger am „Jugend-Projekt“.

Mit Mia Basch und Anna Lena Beul brachte Jürgens im zweiten Durchgang nur zwei der vier U18-Mädels aufs Feld. Kein Risiko eingehen, Routine wurde also aufgeboten. Es sollte ja keinen Rückfall geben. Menden agierte plötzlich mutiger, aggressiver, bewies Blockqualitäten und setzte Olpe unter Druck. Auch die Einwechslungen beim Stand von 15:18 von Mannschaftskapitänin Lea Uebach für Antonia Häner und Victoria Popov für Anna Lena Beul konnten zumindest in diesem Satz das Blatt nicht mehr wenden. 19:25 hieß es schließlich. Der Underdog ärgerte den Favoriten, das hatte Jürgens schon vor dem Spiel befürchtet.

„Dass die Mädels nach diesem Satz wieder zurückkamen,“, so Jürgens, „verdankten sie vor allem ihrer mentalen Stärke.“ Doch dies war auch ihre größte Stärke an diesem Tag, nachdem der Spitzenreiter zuvor gegen KT und AVC Köln sowie PTSV Aachen wesentlich besser auftrat. „Das war auf hohem Niveau, aber es zeigte uns heute auch, dass die Liga kein Selbstkäufer ist.“

Es muss auch berücksichtigt werden, dass einige Spielerinnen entweder angeschlagen oder mit Trainingsrückstand in die Partie gegangen sind. Das galt vor allem für die Leistungsträgerinnen Caro Hermsen und Kristin Bürger, auch Sabrina Küppers war alles andere als fit. Und das sind schon fünfzig Prozent der ersten Sechs.

Mendens Trainer Markus Steinke war trotz der Niederlage nicht unzufrieden mit seiner Truppe: „Klar, der Sieg von Olpe geht in Ordnung. Wir hatten allerdings keine unserer etatmäßigen Zuspielerinnen an Bord, und wer Volleyball kennt, weiß, was das bedeutet.“ Menden erwies sich insgesamt als sehr abwehrstark und wollte keine Geschenke abliefern.

Michael Jürgens fasste den Tag nochmal zusammen: „Es war unser schlechtestes Spiel, lieblos, teilweise unmotiviert und ideenlos.“ Dennoch versöhnte das 3:1 etwas, das fast symptomatisch endete. Anna Lena Beul, die vielleicht schlagkräftigste Nachwuchsspielerin, blieb es vorbehalten, am Ende mit zwei Assen im vierten Satz den Sieg zu sichern.

„Von sechzehn Spielen können auch mal fünf nicht so gut sein, und wenn sie dann so enden wie heute, ist es letztlich okay.“ Allerdings erhofft sich der SFG-Coach am kommenden Samstag beim Tabellendritten Hildener AT eine andere Leistung, um die Führungsposition ausbauen zu können. Jürgens‘ übliche Bewertung zur MVP fiel ihm recht schwer, außer Libera Claudia Müller wusste er keine richtige Antwort. Gute Noten verteilte er Zuspielerin Annika Seidel, die in der Endphase des dritten Satzes kam und dann durchspielte.

 

Kader: Lea Uebach, Mia Basch, Antonia Häner, Kristin Bürger, Caro Hermsen, Victoria Popov, Annika Seidel, Mira Naber, Sabrina Küppers, Anna Lena Beul, Claudia Müller.