12 Mai 2025
Da standen sie nun, die Volleyballerinnen des VC SFG Olpe, umringt von Freunden, Familie und unglaublich vielen Fans. Dritte Liga und Konfetti. Es war das große, aber so eigentlich nie erhoffte, vielleicht erträumte Finale einer Saison, der man viele Attribute zuordnen kann: sensationell, fantastisch, traumhaft um nur einige zu nennen. Und so werden die Protagonistinnen diese oder andere Synonyme für eine Saison verwenden, die fast zu schön war, um wahr zu sein.
Nun also Dritte Liga. „Das ist der Höhepunkt meiner Karriere, es ist das i-Tüpfelchen“, sagt Lara Terkowsky, die eine Schlüsselstellung in den taktischen Planungen von Trainer Michael Jürgens hat. Spielt sie Außen oder Mitte? Das war die Frage, vor der der Coach immer wieder stand. Sie kann mit ihrer unwiderstehlichen Wucht auf allen Positionen den Gegner nerven, vor unlösbare Aufgaben stellen – und wird beim Block wie auch in der Feldabwehr höchsten Ansprüchen gerecht. „Die Dritte Liga ist noch einmal eine besondere Motivation“, so die 33-Jährige, die erst zu Beginn der Saison vom VTV Freier Grund kam.
Und sie brachte von dort mit Melanie „Melli“ Schäfer eine Libera mit, die die Fans immer wieder erstaunen ließ. Mit ihrer langen Erfahrung hat die 42-Jährige nicht vor, mit diesem Aufstieg ihre Karriere zu beenden. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich in meinem Alter nochmal derart hoch spielen kann“, ist sie fast selbst überrascht. Ihr Körper lässt auch die Dritte Liga zu, ist sie optimistisch. „Ich bin in der neuen Saison dabei, Ende offen.“
Ihr Pendent auf der Libera-Position ist Claudia Müller, die sich nur positiv über „Melli“ äußert: „Melli war in Bad Laer saustark.“ Sie selbst kam im ersten Spiel der Relegation nicht zum Einsatz, war gesundheitlich noch etwas angeschlagen. Aber jetzt konnte sie vor den eigenen Fans zeigen, was sie draufhat – nämlich sehr viel. Melli und Claudia – ein kongeniales Duo. Einziger Nachteil: sie dürfen nicht gleichzeitig auf dem Feld stehen. Ihre Stärken: gute Antizipation und ihr „Zuspiel-Bagger“ für den Angriff.
Sie könnte Tochter der beiden Ü40-Spielerinnen Melli Schäfer und Sabrina Küppers sein – Anna Lena Beul. Mit 16 Jahren hat sie sich zum Schrecken aller Gegner entwickelt. Der Kommentar beim Live-Stream aus Bad Laer ist bezeichnend, als Anna Lena zum Aufschlag ging: „Oh nein, nicht die schon wieder.“ Und diese Wucht bringt sie auch auf Diagonal mit. Dritte Liga? „Damit hatte ich nie gerechnet. Aber jetzt hab ich so richtig Bock drauf.“
Für Mannschaftskapitänin Lea Uebach war die mentale Stärke ein Garant für den Erfolg. „Teamdynamik und Teamgeist waren spitze, und das hat sich im Verlauf der Saison noch gesteigert.“ Die erfahrene Diagonalspielerin teilt sich die Position mit Anna Lena. Ihr Fazit: „Wir haben einen richtig geilen Job gemacht.“ Da hört man viel Vorfreude auf die nächste Saison heraus.
Mit 38 Jahren hat Carolin Hermsen, ebenso wie der Rest der Mannschaft, den Höhepunkt erreicht. Körperlich steckt sie die Belastung gut weg. „Ich bin im Moment noch voller Energie, aber jetzt fällt langsam alles ab“, sagt sie. „Zweimal gegen Bad Laer gewonnen, jetzt Dritte Liga, supergeil.“ Nächste Saison? „Ich steig doch nicht auf, um sofort aufzuhören.“
Die Küken der Mannschaft, beide Jahrgang 2009: Mira Naber und Emma Basch. „Ich hab den letzten Punkt mit meiner Angabe gemacht“, freute sich Emma, die wie auch Mira nur Kurzeinsätze hatte. „Das ist manchmal frustrierend“, so Mira, „aber das war mir schon vorher klar. Doch man freut sich mit dem Team, und ich will mich natürlich verbessern“ – und hat ihren kleinen Blackout aus dem Hinspiel so gut wie vergessen, kein Thema mehr.
„Wir wurden am Ende belohnt, auch wenn etwas Schützenhilfe dabei war“, sieht Mittelangreiferin Clara Strunk noch einmal in den Rückspiegel. „Der Wille, in Bad Laer zu bestehen, konnte nicht größer sein.“ Und als Teil eines Monsterblocks mit Lara, Kristin oder auch Anna Lena und Lea, je nach Situation, erstickte sie so manche gegnerischen Angriffe im Keim. „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht. Ich bin sehr stolz, Teil des Teams sein zu dürfen.“
Kristin Bürger ist einfach nur „überglücklich über den Durchmarsch“. Sie verspürte in diesem Rückspiel noch mehr Nervosität als in Bad Laer und ist „unheimlich stolz auf die Teamleistung“. Sechsmal wurde sie in der Saison vom Gegner zur MVP bestimmt – das sagt alles über ihren Wert in der Mannschaft.
Aber es geht nichts ohne ein sicheres, flexibles Zuspiel. Ob Antonia Häner oder Victoria Popov – auf ihre Präzision können sich alle Angreiferinnen verlassen. Sie stehen zwar kaum gemeinsam auf dem Feld, aber das hat auch Vorteile. „Wenn man draußen ist, kann man besser den Gegner beobachten“, so „Toni“. Und ihr Pendent auf dieser Position, Victoria Popov: „Die Relegation war mega, wir hatten doch nichts zu verlieren.“ Als MVP glänzte sie auch immer wieder mit der Steller-Finte.
Mit ihren 17 Jahren ist Mia Basch aus der Stammformation nicht mehr wegzudenken. „Ich bin megastolz auf die Mannschaft, als Aufsteiger direkt nochmal aufzusteigen…“ Sie lässt den Satz unvollendet und sieht noch Potenzial nach oben. Die Dritte Liga kann kommen.
Zwei besondere Fälle sind Sabrina Küppers und Anja Kempny. Trotz Schulterproblemen am Saisonstart und Kreuzbandriss hält Anja fest: „Es war die unglücklichste Saison meiner Karriere, aber die Freude am Volleyball ist geblieben.“ Bei Sabrina war es sehr emotional. Tränen rollten, als sie ihres gerade erst verstorbenen Vaters gedachte: „Der war doch früher schon bei allen Spielen von mir dabei.“ Tränen der Freude aber auch wegen des Aufstiegs und dass sie trotz langer Verletzungspause Bestandteil des Regionalligisten sein durfte.